Wird die Inflation zur Herausforderung für die Finanzplanung?

15.3.2021 – Werden wir in näherer Zukunft mit steigenden Teuerungsraten konfrontiert? Immer mehr Artikel erscheinen in letzter Zeit zu diesem Thema und in der Tat mehren sich die Anzeichen. Die jüngeren Menschen in unserem Land haben Inflation im eigenen Portemonnaie noch gar nie erlebt. Man muss schon 30 Jahre zurückblicken, um deutlich erhöhte Teuerungsraten in der Schweiz festzustellen. Wer jünger als 40 jährig ist, hat Inflation im Alltag noch gar nicht wahrnehmen können. In den letzten Jahren war Inflation schlicht inexistent in unserem Land.

Wie misst man überhaupt die Inflation in der Schweiz?

Diese wird vom Bundesamt für Statistik mit dem Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessen. Dabei werden Preisveränderungen bei Gütern und Leistungen des täglichen Gebrauchs beobachtet und gemessen. Steigen die Preise dieses «Warenkorbs» so liegt Inflation vor, sinken die Preise spricht man von Deflation. Nicht eingerechnet werden Preisveränderungen von Vermögenswerten (z.B. Liegenschaften und Wertschriften).

Für weitere Informationen zum LIK: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/preise/landesindex-konsumentenpreise.html

Wieso sollen diesmal die Preise steigen?

Ein häufig genannter Grund ist die riesige Geldmenge, welche die Notenbanken weltweit zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie geschaffen haben. Nur ist dies nicht neu: Auch nach der Finanzkrise vor über 10 Jahren haben die Notenbanken sehr viel Liquidität in Umlauf gesetzt, was aber nicht zu einem Anstieg der Teuerungsraten geführt hat (zumindest in den Industrienationen).

Ein paar Aspekte geben aber diesmal schon zu denken. Die Covid-Pandemie führt zu erheblichen Problemen in den Volkswirtschaften. Im Gegensatz zur Finanzkrise begrenzen sich die Herausforderungen nicht «nur» auf den Finanzsektor. Aufgrund gestiegener Rohstoffpreise steigen die Nahrungsmittelpreise (z.B. Preisanstieg von Soja). Der wiederaufgenommene Wirtschaftsboom in China hat auch den Preis für Kupfer beispielsweise ansteigen lassen (= steigende Baukosten) und auch der Rohölpreis ist massiv gestiegen in den letzten 12 Monaten (= steigende Energiepreise). Die Produktionskosten verteuern sich dadurch auch. So sind in China die Erzeugerpreise im letzten Monat stark gestiegen und auch die Frachtkosten steigen, aufgrund eines Mangels an Seecontainern. Diese Einflussfaktoren werden wohl dazu führen, dass auch in der Schweiz importierte Güter teurer werden.

Die Teuerungserwartungen sind in den USA derzeit so hoch, wie letztmals vor 12 Jahren. Allerdings stiegen diese Raten damals eben nicht so an wie erwartet. Einige Ökonomen schliessen aber Teuerungsraten weit über den von den Notenbanken als «optimalen Wert» definierten 2% – es ist von 3% und 4% die Rede – nicht aus.

Folgen an den Anlagemärkten

Die Anlagemärkte haben bereits reagiert. So fielen die Obligationenkurse (steigende Zinsen) und an den Aktienmärkten erfolgten gewisse Umschichtungen in den Sektoren (Korrekturen bei Technologieaktien, Anstieg zyklischer Titel). Die Anleger gehen wohl davon aus, dass im Anschluss an die Pandemie-Bekämpfung ein grosser Nachholbedarf zu einem kräftigen Wirtschaftswachstum führen wird. Gepaart mit der grossen Geldmenge und laufenden staatlichen Unterstützungsprogrammen könnte die Inflation in der Folge kräftig zulegen. 

In einem solchen Szenario müssten die Zinsen über kurz oder lang (weiter) ansteigen, was zu Verlusten in Obligationenportfolios führen würde. Je schneller der Anstieg, desto kräftiger die Kurskorrektur. Davon wären Obligationen mit langen Laufzeiten (lange Duration) stärker betroffen.

Folgen auf die Finanzplanung

Steigende Inflationsraten bedeuten steigende Preise bei den Gütern des täglichen Gebrauchs. Damit nimmt der Wert des Geldes laufend ab. Was heute CHF 100 kostet, kostet in Zukunft mehr. Personen mit Einnahmen, die nicht der Teuerung angepasst werden, werden sich daher immer weniger leisten können. Zu denken ist da etwa an die Altersrenten der Pensionskassen, bei denen keine Teuerungsanpassung erwartet werden kann. Entsprechend führt eine Inflation zu einer Abnahme der Kaufkraft des Renteneinkommens.

Steigende Zinsen bedeuten auch steigende Wohnkosten – sowohl für Eigentümer (Hypothekarzinsen) als auch für Mieter. Die volkswirtschaftlichen Folgen sind bei hohen Teuerungsraten massiv, weshalb die Notenbanken ein klares Überschiessen der Teuerungsraten über die 2%-Marke wohl nicht allzu lange dulden würden. Die Bekämpfung einer Inflation würde mit der Reduktion der hohen Geldmenge und auch damit verbunden mit steigenden Zinsen bekämpft. Anleger sollten in der nächsten Zeit gut darauf achten, wie sich die Zinssätze verändern und wie sich die Notenbanken verhalten. In einem Umfeld steigender Zinsen und Inflationsraten gehören Obligationenanleger ganz sicher zu den Verlierern. Diese sollten daher möglichst auf kurze Laufzeiten setzen. Ob die Aktienanleger davon profitieren würden oder ob eine Korrektur einsetzt, dürfte wohl auch vom Tempo der Entwicklungen abhängen. Grundsätzlich profitieren Sachwerte (Immobilien und Aktien) von einer anziehenden Teuerung verbunden mit einem Wirtschaftswachstum. Die lange Aktienhausse der letzten Jahre fusste aber auch stark auf den historisch tiefen Zinssätzen.