Hohe Renditen führen zu hoher Verzinsung der Pensionskassenguthaben – ausser bei Vollversicherungslösungen

10.1.2022 – Die Pensionskassen und damit ihre Versicherten haben in den letzten Jahren von hohen Renditen profitieren können. Im vergangenen Jahr erzielten die Pensionskassen im Durchschnitt Renditen von rund 8%. Während die Vorsorgeeinrichtungen auf Zinsanlagen leichte Minusrenditen erzielten, profitierten sie insbesondere von den starken Aktienmärkten. Auch einen positiven Beitrag leisteten Immobilienanlagen und noch stärker alternative Anlagen (Hedge Funds, Private Equities und Infrastruktur).

Die Pensionskassen lassen die Versicherten davon deutlich mehr als in den Vorjahren profitieren und heben die Verzinsungen teils stark an. Sie können es sich angesichts sehr hoher Deckungsgrade auch leisten. Schätzungen zufolge dürfte bei den privatrechtlichen Vorsorgeeinrichtungen der Deckungsgrad über 115% liegen; ein sehr guter Wert, der seit 1999 nicht mehr erreicht worden ist.

Einem Artikel der NZZ am Sonntag zur Folge, vergütet beispielsweise die Pensionskasse Profond ihren Versicherten einen Zins von 8%. Auch die Rentner erhalten eine zusätzliche Auszahlung von CHF 1’000. Die Profond ist bekannt für ihre aktienlastige Anlagestrategie, wovon die Versicherten nach den sehr guten Jahren profitieren. Profond erzielte 2021 eine Anlagerendite von 12,7% und kann sich dies leisten.

Doch auch andere Pensionskassen verzinsen die Altersguthaben im 2021 überdurchschnittlich hoch. So liegt die Verzinsung bei den Pensionskassen der UBS und der Raiffeisen bei satten 9,5%.

Aber nicht alle Pensionskassen sehen sich in der Lage derart hohe Zinsen zu bezahlen. Die Verlierer sind die Versicherten der staatlichen Pensionskassen, welche tiefere Deckungsgrade ausweisen und auch die Versicherten vieler KMU, die bei einem Versicherer im Vollversicherungsmodell angeschlossen sind. Die Publica (Pensionskasse der Bundesangestellten) vergütet einen Zins von 1,75%. Gar noch tiefer fällt die Verzinsung bei der Vollversicherungslösung der Swiss Life (dem grössten Anbieter für KMU) mit nur gerade 1% bis 1,16% aus. Hier «bezahlen» die KMU’s, beziehungsweise ihre Angestellten die hohe Sicherheit der Vollversicherung mit deutlich geringeren Renditen. Im Vergleich dazu, profitieren die Versicherten bei der AXA (der Nummer 2 im Markt), die das Vollversicherungsmodell vor wenigen Jahren aufgegeben hat, vom guten Renditeumfeld. Die AXA verzinst die obligatorischen Guthaben mit 3% und die überobligatorischen mit 5%. Die Versicherten vieler KMU haben also vom Systemwechsel stark profitieren können. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die AXA nach dem Wechsel deutlich höhere Zinsen vergüten konnte.