Folgen der Pandemie: Neuer Höchststand bei den Staatsschulden

29.10.2021 – Die verschiedenen Länder bekämpfen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mit beispiellosen Geldspritzen. Sie konnten damit den Konsum stützen, Konkurse vermeiden und auch Arbeitsplätze bewahren. Letztlich rutschte die Weltwirtschaft nicht in eine grosse Krise und erholt sich seit dem scharfen aber kurzen Einbruch im letzten Jahr rasant.

Dies war aber alles nicht „gratis“ zu haben. Im Gegenzug sind die Staatsschulden regelrecht explodiert. Davon betroffen sind sowohl Industrieländer als auch Schwellenländer. Die zeigt seht eindrücklich eine kürzlich publizierte Studie der Zürcher Ratingagentur Independent Credit View (https://www.i-cv.ch/).

Vielleicht mag sich die eine oder andere Leserin, bzw. Leser an die Schuldenkrise vor ziemlich genau zehn Jahren erinnern. Damals waren die südeuropäischen Länder praktisch zahlungsunfähig. Der Tenor war klar, die europäischen Staaten müssen ihre Schulden in den Griff bekommen. Die Situation war auch eine Spätfolge der Finanzkrise 2008 und führte zu einer massiven Aufwertung des Schweizerfrankens. Insbesondere Griechenland musste finanziell gestützt werden und die europäische Notenbank EZB griff in Ihre Trickkiste und weitete ihre Geldmenge massiv aus.

Und heute? Die Krise wird mit den selben Mitteln bekämpft und die Staatsschulden steigen unbeirrt weiter. Gemäss den EU-Kriterien zur Staatsverschuldung dürfte die Schuldenhöhe im Vergleich zur Wirtschaftsleistung die Grenze von 60% nicht übersteigen – dies erfüllt kaum noch ein Land. Auch in der Schweiz ist die Staatsverschuldung gestiegen, liegt aber mit 44,8% weiterhin auf einem sehr soliden und gut vertretbaren Niveau.

Ins Auge sticht natürlich die Steigerung der Staatsschulden seit Ausbruch der Pandemie. Da schon zuvor viele Staaten hoch verschuldet waren (in den meisten Fällen höher als vor zehn Jahren), hat sich für diese Staaten die Situation weiter verschlechtert. Spitzenreiter bei der Staatsverschuldung ist Japan mit einer Schuldenquote (im Vergleich zum Bruttoinlandprodukt BIP) von über 250%. Auch Griechenland (ca. 213%), Italien (ca. 155%) und die USA (ca. 127%) führen hohe Schuldenquoten. Aus Sicht dieser und weiterer Staaten müssten die Zinsen auf ewig so tief bleiben wie sie sind. Denn steigen die Zinsen, nehmen natürlich die Zinskosten für die Staaten entsprechend zu – Gelder, die für andere staatliche Aufgaben dann fehlen.

Auch die Schulden der Haushalte und Firmen sind während der Pandemie kräftig angestiegen. Da kommen die erhöhten Teuerungsraten der letzten Monate und damit das zunehmende Risiko von steigenden Zinsen natürlich alles andere als gelegen. Auch die Pandemie ist nicht beendet und es muss mit einer weiteren Ausdehnung der Staatsschulden gerechnet werden. Früher oder später, dürfte das Thema der hohen Verschuldung auch die Anlagemärkte beschäftigen.