Stecken die Märkte in einer Blase? Die fünf Phasen einer Börsenblase von Minsky.

26.2.2021 – Stecken die Aktienmärkte in einer Blase? Oder vielleicht die Kryptowährungen? Der Autor weiss es nicht und stellt einfach mal nüchtern fest: Man weiss es erst, wenn eine Blase geplatzt ist.

In der aktuellen Phase darf aber schon mal festgestellt werden, dass einiges an den Börsen abgeht, was nicht als „normal“ bezeichnet werden darf. Kleinanleger greifen Hedge Funds an, die Kryptowährungen steigen im Wert scheinbar ohne Ende und die Aktienmärkte erscheinen teuer (vorallem Technologiewerte). Dies alles bei einem Zinsniveau, welches trotz etwas gestiegener Zinssätze immer noch nahe 0 oder leicht negativ ausfällt.

Bei dieser Ausgangslage kann es sicherlich nicht schaden, sich die Theorie von Hyman P. Minsky (1919 – 1996) näher anzuschauen (was auch die Handelszeitung heute gemacht hat; Artikel: Die fünf Phasen einer Börsenblase). Der Ökonom wurde in der letzten Finanzkrise sehr bekannt, da sein Modell die Realität auf erschreckende Weise recht genau beschrieb.

«Je stabiler die Zustände werden und je länger die Lage stabil ist, desto unstabiler werden sie, wenn die Krise zuschlägt. Erfolg führt dazu, dass die Gefahr des Scheiterns unterschätzt wird.» Zitat von Minsky

1986 verfasste Minsky seine fünf Phasen einer Börsenblase (https://digitalcommons.bard.edu/hm_archive/144/):

Phase 1: Verschiebung (Displacement)

Die Anleger entdecken eine neue These / eine neue Grundlage für steigende Werte (z.B. der Internetboom in den 1990ern bei der folgenden Dotcom-Krise 1999/2000). Heute zum Beispiel: „Es gibt keine Alternativen zu Aktien, weil die Zinsen so tief sind“ – dies lesen wir seit einigen Jahren.

Phase 2: Boom

Nach einem zögerlichen Anstieg nimmt die Bewegung an Fahrt auf. Wir kommen in eine Phase, in der die Anleger vermehrt Angst haben „etwas zu verpassen“.

Phase 3: Euphorie

Die Preise steigen unentwegt. Was der wahre Wert einer Aktie oder einer anderen Anlage ist, interessiert nicht mehr. Man ist überzeugt, dass die Preise weitersteigen und man „morgen“ zu einem höheren Preis verkaufen kann. Ein Beispiel gefällig? Derzeit sind Anleger bereit, für einen Computercode mehr als USD 50’000 zu bezahlen – was hält man da mit einem Bitcoin eigentlich in den Händen?

Phase 4: Gewinnmitnahmen (Profit Taking)

Kleinanleger kaufen immer noch, die Profis steigen aus. Finden sich keine „neuen“ Käufer, so kippen die Preise immer mehr und aus einer vermeintlichen Konsolidierung entsteht der Beginn der grossen Korrektur.

Phase 5: Panik

Die Preise fallen und fallen und die Anleger mögen gar nicht hinschauen. Angst löst Gier ab und die Verluste werden grösser und grösser. Hier wird die Bewegung noch verstärkt, wenn viele Anleger mit Krediten Anlagen finanziert haben. Beispiele hierzu gab es in der Vergangenheit etliche. Die Finanzkrise 2008/09 ist ein gutes Anschauungsbeispiel. Auch der Bitcoin stürzte vor einigen Jahren um über 80% ab.

Und wo stehen wir heute? Niemand kann dies mit Bestimmtheit sagen, aber einige Warnzeichen sind in einzelnen Märkten wohl schon feststellbar (z.B. beim Bitcoin).

Der vorliegende Artikel ist keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von bestimmten Geldanlagen.