Neue Mindeststandards VAG – Konsequenzen für die IAF?

11.7.2025 – Die IAF hat vor kurzem beschlossen, die Ausbildung zum/zur zertifizierten Versicherungs- und Vorsorgeberater/in IAF ab 2026 nicht mehr anzubieten. Die letzten Prüfungen werden im September und November dieses Jahres stattfinden.

Weshalb dieser Entscheid? Mit dem Inkrafttreten der Mindeststandards im Versicherungsvertrieb nach VAG müssen alle Personen, welche per Ende 2025 keine anerkannte Ausbildung (dazu gehören bis Ende 2025 nebst dem Zertifikat Versicherungsvermittler*in VBV auch Ausbildungen der IAF – siehe Liste hier) abgeschlossen haben, künftig die Zulassungsprüfungen des VBV bestehen. Eine Gleichwertigkeitsanerkennung für das vorerwähnte Zertifikat durch den VBV ist aufgrund der Bestimmungen in den Mindeststandards nicht möglich.

Für die Ausbildungen „dipl. Finanzberater/in IAF“ sowie „Finanzplaner mit eidg. Fachausweis“ hat die IAF kürzlich beim VBV ein Gesuch zur Gleichwertigkeitsanerkennung für alle neuen Profile in der Versicherungsvermittlung eingereicht. Aufgrund der Bestimmungen in den Mindeststandards könnte sich die Anerkennung des Gesuchs für den Abschluss „dipl. Finanzberater/in IAF“ als schwierig herausstellen. Inhaltlich erfüllt dieses Verbandsdiplom bei weitem die Anforderungen – möglich aber dass die zuständige Prüfungskommission sich auf formaljuristische Elemente beschränkt (der Mindeststandard sieht „grundsätzlich“ nur Ausbildungen mit einem eidgenössischen Abschluss für die Gleichwertigkeitsanerkennung vor – aber eben: „grundsätzlich“ und nicht „ausschliesslich“). Eine Antwort wird wohl erst im Herbst eintreffen. Es ist zu hoffen, dass die Prüfungskommission seine Möglichkeiten nutzt und auch dieses Diplom anerkennt. „Versicherungsvermittler*innen“ arbeiten nicht nur bei Versicherern und Brokern. Auch viele weitere Anbieter wie Banken, unabhängige Finanzberater*innen und Finanzplaner*innen bieten Versicherungsverträge an. Diese setzen aufgrund des Ausbildungsprofils (Fokus Gesamtberatung) eher auf die Ausbildungswelt der IAF.

Was sind die Konsequenzen und Erwartungen für die IAF und die Kandidatenzahlen? 

Wir gehen davon aus, dass dies kaum einen Einfluss auf die IAF-Abschlüsse haben wird und wenn, dann eher im positiven Sinne. Einsteiger in die Versicherungsbranche werden ab 2026 die Zulassungsprüfungen des VBV bestehen müssen (oder über einen als gleichwertig anerkannten Abschluss verfügen müssen). Dabei handelt es sich um Personen, die bereits nach wenigen Wochen oder Monaten an die Prüfungen des VBV antreten werden. Es ist eher eine „Schnellbleiche“ – denn wer erlernt schon einen Beruf in wenigen Wochen oder Monaten?

Die IAF spricht Personen an, welche bereits erste Erfahrungen in der Finanzbranche gesammelt haben und sich weiterentwickeln wollen. Bei den Zulassungsprüfungen des VBV (für Versicherungsvermittler*innen) handelt es sich nicht um ein Diplom oder um einen Fachausweis und damit auch nicht um eine höhere berufliche Ausbildung, sondern schlicht um eine Zulassung zur Berufsausübung, strukturiert nach unterschiedlichen Profilen (für weitere Infos siehe hier).

Die IAF-Prüfungen hingegen führen zu einem breit anerkannten Branchendiplom und in einem zweiten Schritt zu einem Abschluss der höheren Berufsbildung in der Schweiz (Fachausweis in Finanzplanung). Diese Absolventen verfügen nicht nur über die nötige Zulassung sondern über vertiefte Berufskompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind. Die IAF-Abschlüsse sind somit höherwertige Ausbildungen und Absolvent*innen können sich auf dem Arbeitsmarkt damit von der Masse abheben.