5.5.2025 – Die Schweizer Teuerung ist im April auf 0,0 % gefallen – ein Wert, der unter den Erwartungen der meisten Analysten liegt und die Schweizerische Nationalbank (SNB) zunehmend unter Zugzwang bringt. Damit sinkt der geldpolitische Spielraum der Währungshüter weiter, insbesondere im Hinblick auf Zinssenkungen.
Wie das Bundesamt für Statistik heute mitteilt, verzeichnete die Schweiz im Vergleich zum Vorjahr im April keine durchschnittliche Preisveränderung bei Konsumgütern. Im März lag die Jahresteuerung noch bei 0,3 %. Ökonominnen und Ökonomen hatten im Vorfeld mit einer leicht höheren Inflation von 0,1 bis 0,3 % gerechnet.
Somit zeigt sich hierzulande eine komplett andere Ausgangslage als in den USA, wo die Angst vor einer höheren Teuerung grassiert. Diese liegt dort aktuell bei 2,4% p.a.. Aufgrund der Zollpolitik der US-Regierung befürchten die Konsumenten einen kräftigen Anstieg der Teuerung und auch die US-Notenbank hält sich mit Zinssenkungen wohl noch länger zurück. Die Konsumentenstimmung und das -vertrauen sind zuletzt regelrecht eingebrochen. Die Inflationserwartungen der Konsumenten sind auf einen Wert angestiegen, der letztmals im Jahre 1981 verzeichnet wurde. Diese schlechte Stimmung dürfte zunehmend auf das Wachstum in der grössten Volkswirtschaft der Welt lasten.
Divergierende Preisentwicklungen bei In- und Importgütern in der Schweiz
Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen inländischen und importierten Produkten: Während Inlandgüter im Jahresvergleich um 0,8 % teurer wurden, sind Importgüter um 2,5 % günstiger. Die Kerninflation – ohne Energie, Treibstoffe und saisonale Produkte – ist auf 0,6 % gesunken (Vormonat: 0,9 %).
Preisanstiege zeigten sich insbesondere bei Bekleidung, Fruchtgemüse, Flugreisen und Körperpflegeprodukten. Demgegenüber sanken die Preise für Hotelübernachtungen, Bergbahnen sowie Pauschalreisen im Inland.
Geldpolitischer Handlungsspielraum der SNB schwindet
Seit September 2023 liegt die Inflation unter 1 %, deutlich unter dem oberen Zielwert der SNB von 2 %. Die aktuelle Entwicklung markiert nun faktisch den Eintritt in die Preisstagnation – mit der Gefahr, dass sich daraus eine Deflation entwickelt.
Für die SNB wird es damit zunehmend schwierig, geldpolitisch gegenzusteuern, ohne erneut Negativzinsen ins Spiel zu bringen. Der Leitzins liegt bereits bei nur noch 0,25 %. Eine weitere Senkung würde bedeuten, dass Banken erneut Strafzinsen auf Einlagen zahlen müssten – mit potenziellen Auswirkungen auf die Sparguthaben Ihrer Kundinnen und Kunden.
Handlungsbedarf für Finanzberater*innen
Diese Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung einer proaktiven Beratung: Prüfen Sie gemeinsam mit Ihren Kundinnen und Kunden die Allokation von Vermögenswerten, mögliche Inflationsschutzstrategien und alternative Anlageformen. Die geldpolitische Unsicherheit erfordert eine flexible und vorausschauende Anlagestrategie. Für sicherheitsorientierte Anlagen wie Geldmarkt- und klassische Obligationenanlagen in Schweizer Franken führt diese Entwicklung wieder zunehmend zu einem Anlagenotstand. Mit solchen Anlagen positive Renditen zu erzielen, wird (wieder) zur Kunst. Des einen Leid ist aber des anderen Freud: Diese Entwicklung führt zu weiter sinkenden Hypothekarzinsen in der Schweiz, was wohl auch die Nachfrage nach Immobilien weiter unterstützen wird.