19. April 2025 – Eine aktuelle Umfrage von MoneyPark und Helvetia zeigt, dass sich eine knappe Mehrheit der Schweizer Bevölkerung für die Abschaffung des Eigenmietwerts ausspricht. 52 Prozent der Befragten unterstützen diesen Schritt – jedoch unter der Voraussetzung, dass gleichzeitig auch die steuerlichen Abzüge für Unterhaltskosten und Schuldzinsen wegfallen.
Besonders auffällig: Unter den über 65-Jährigen liegt die Zustimmung sogar bei 57 Prozent. Dies deutet auf ein wachsendes Bewusstsein für finanzielle Belastungen im Alter sowie ein steigendes Bedürfnis nach Transparenz und Fairness im Steuersystem hin.
Implikationen für den Hypothekenmarkt: Rückzahlungen würden zunehmen
Für die Finanzberatung ist vor allem die potenzielle Auswirkung auf den Hypothekenmarkt relevant: Über 70 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer ziehen in Erwägung, ihre Hypothek zumindest teilweise zurückzuzahlen. 10 Prozent denken sogar an eine vollständige Amortisation. Sollte sich dieses Umfrageergebnis bewahrheiten, könnten innerhalb der nächsten fünf Jahre CHF 50 bis 150 Milliarden an Hypothekarvolumen wegfallen.
Lukas Vogt, CEO von MoneyPark, warnt: „Die Abschaffung des Eigenmietwerts könnte das Wachstum im Hypothekenmarkt bremsen – ein Markt, der sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt hat.“
Neuausrichtung für Banken nötig?
Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für die Geschäftsmodelle der Banken haben. Institute, die stark auf Hypothekarvolumen setzen, stehen vor der Herausforderung, ihre Strategien zu überdenken. Neue Produkte und Dienstleistungen könnten notwendig werden, um die entstehenden Ertragseinbussen zu kompensieren.
Amortisation im Fokus: Kunden streben mehr Unabhängigkeit an
Rund ein Drittel der Umfrageteilnehmenden hat sich bereits konkret mit der Amortisation ihrer Hypothek auseinandergesetzt. 24 Prozent denken über eine Teilamortisation, 10 Prozent sogar über eine Vollamortisation nach. Doch nur rund 10 Prozent verfügen derzeit über die notwendigen liquiden Mittel, um ihre Hypothek vollständig zurückzuzahlen.
Interessant aus Beratungssicht: Viele Kundinnen und Kunden motiviert nicht nur der Wunsch nach finanzieller Optimierung, sondern auch das Ziel, sich von Schulden zu befreien und finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Der psychologische Aspekt spielt also eine zunehmende Rolle.
Ein Markt im Wandel: Beratungsbedarf steigt
Die mögliche Abschaffung des Eigenmietwerts deutet auf einen tiefgreifenden Wandel im Hypotheken- und Immobilienmarkt hin. Für Finanzberaterinnen und -berater bedeutet das: Der Beratungsbedarf wird steigen. Kundinnen und Kunden benötigen Orientierung, um ihre langfristigen Finanzstrategien neu auszurichten – sowohl im Hinblick auf Amortisationen als auch auf die Steuerplanung.
Auch für die politische Diskussion rund um die Steuerreform in der Schweiz dürfte das Thema Eigenmietwert an Bedeutung gewinnen. Sollte sich der Umfragetrend fortsetzen, sind auch gesetzgeberische Reaktionen denkbar. Ein Blick auf internationale Beispiele könnte helfen, Reformansätze zu identifizieren, die sowohl sozialverträglich als auch wirtschaftlich sinnvoll sind, denn bei den heutigen Zinssätzen wären auch Bund, Kantone und Gemeinden Verlierer einer solchen Reform.