Der EURO rutscht tiefer und tiefer und…

22.8.2022 – Heute Vormittag rutschte der EURO-Kurs gegenüber dem CHF recht deutlich unter die 0.96-Marke. Noch vor einigen Wochen war es kaum vorstellbar, dass man für den Kauf eines EURO weniger als einen Schweizerfranken aufwenden müsste. Inzwischen ist die Parität längst unterschritten und es spricht wenig dafür, dass sich dies in der näheren Zukunft massgeblich ändert. Mit ihrem Zinsentscheid und dem Begleitkommentar hat unsere Nationalbank am 16. Juni 2022 klar gemacht, dass sie der Inflationsbekämpfung einen höheren Stellenwert einräumt. Damit war klar, dass sie ein Abrutschen des EURO-Franken-Kurses akzeptieren würde. Der EURO-Kurs lag Minuten vor der Entscheidung noch bei rund 1.04 und ist somit seither um fast 8% gesunken.

Der EURO-Kurs ist aber nicht nur gegenüber dem CHF gesunken, sondern auch gegenüber dem USD. In diesem Jahr ist der EURO gegenüber dem USD um satte 11,4% gesunken und notiert derzeit praktisch auf Parität (1 USD entspricht heute Vormittag 1 EURO). Es ist also nicht so sehr eine Stärke des CHF sondern eine Schwäche des EURO, welche zu diesen bedeutenden Kursveränderungen geführt hat.

Wird sich der EURO bald erholen? Es spricht wenig dafür, auch wenn eine technische Gegenbewegung nicht erstaunen dürfte. Der EURO ist im Moment ein Abbild der wirtschaftlichen Situation in der EURO-Zone und der EU. Es herrscht eine hohe Inflation, die Ängste vor einer Rezession nehmen laufend zu und die Europäische Zentralbank hat immer noch Mühe, klare und mutige Schritte vorzunehmen. Die EZB hinkt der US-Notenbank massiv hinterher. Wer will schon in eine Währung investieren, deren Wirtschaft mit diversen Krisen (Energie, Wahlen in Italien, Krieg in Osteuropa), einer hartnäckigen Inflation bei weiterhin extrem tiefen Zinssätzen (Inflation in der EURO-Zone lag im Juli bei 8,9%) und zunehmenden Rezessionsrisiken zu kämpfen hat? Klar, die Schweiz liegt auch in Europa und kommt wohl auch nicht ungeschoren davon. Im Gegensatz zur EZB hat sich aber unsere SNB klar positioniert und die Inflationsrate liegt in der Schweiz über 5-Prozentpunkte tiefer. Zudem gibt die Volkswirtschaft weiterhin ein solides Bild ab.

Nach den schönen Kurserholungen in diesem Sommer dürften auch die Aktienmärkte in den nächsten Wochen vermehrt mit den oben beschriebenen Widerständen zu kämpfen haben – insbesondere die Europäischen. Die Ausgangslage sieht nicht rosig aus und Anleger sollten in den nächsten Wochen/Monaten mit noch tieferen Kursen beim EURO und auch den europäischen Aktienindizes rechnen.